„Künstliche Intelligenz und Ethik“
von Redakteur
Auftaktveranstaltung des neuen Formats „Elo im Dialog“
Etwa 80 Interessierte aus sämtlichen Bereichen der Schulgemeinde sowie von benachbarten Bildungseinrichtungen waren erschienen. Dabei stießen sowohl das von den Organisatoren gewählte Thema „Künstliche Intelligenz und Ethik“ als auch der gewählte Ablauf auf positive Resonanz.
Zielsetzung des Abends war es, Sensibilität und Problembewusstsein für die Thematik herzustellen, Zugangswege und Anwendungsmöglichkeiten für KI im schulpraktischen Umfeld zu eruieren sowie Fallstricke und Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.
Mit Professor Dr. Ziad Mahayni war es gelungen, einen renommierten Referenten zu gewinnen, der nicht nur den Lehrstuhl für Angewandte Ethik an der Hochschule Karlsruhe innehat und das dortige Referat für Technik- und Wissenschaftsethik leitet, sondern auch den Podcast „Auf der Kippe – Philosophie für das digitale Zeitalter“ betreibt und als Experte für Managementfragen im digitalen Zeitalter fungiert.
Er leitete in den Abend ein mit einem ca. 40-minütigen Impulsvortrag zum Thema „Mensch-Sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz“. Dabei wurde hervorgehoben, dass Künstliche Intelligenz maßgeblich Zukunft beeinflusst, beispielsweise durch Zunahme der Marktanteile von humanoider Robotik sowie die Möglichkeit, durch die sogenannte „generative KI“ Inhalte zu produzieren. Als Problem offenbare sich, dass es mittlerweile unmöglich sei, zwischen medialen und KI-generierten Inhalten zu unterscheiden mit der Folge, dass es zu einer Krise des Vertrauens komme.
„Wie sollen Sie wissen, welchen Inhalten Sie vertrauen können?“
– so die aufrüttelnde Frage Professor Mahaynis. Ungeachtet dessen, wie viel Unbehagen ein solches Szenario auslöse, befänden wir uns mitten im KI-Zeitalter - in den Worten des Professors - dem „Zeitalter des ‚Synthetic Everything‘“. Das früher propagierte Fortschrittsideal greife in diesem Kontext nicht mehr, stattdessen lande die Verantwortung immer mehr beim Menschen. Wenn technisch alles möglich werde, sollte man die Frage stellen: „Sollten wir das auch machen?“
In der nachfolgenden Podiumsdiskussion setzte sich die Auseinandersetzung mit dem Thema des Abends fort mittels vorbereiteter Fragen an die achtköpfige Podiumsrunde. Außer mit Professor Mahayni war diese besetzt mit den folgenden Teilnehmenden aus jeweils unterschiedlichen Segmenten des Bildungsbereichs:
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Dr. Silvia Tonti, Ausbilderin für Ethik am Studienseminar für Gymnasien in Darmstadt, Dozentin für Ethik und Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, und Lehrkraft für Ethik, Philosophie und Informatik am Ludwig-Georgs-Gymnasium Darmstadt, durch deren Vernetzung und Mitorganisation es möglich war, den Abend als Kooperationsleistung von Eleonorenschule (ELO) , Ludwig-Georgs-Gymnasium (LGG) und dem Studienseminar für Gymnasien zu gestalten.
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Marie Wittor, Lehrkraft für Physik und Mathematik an der ELO und Mitglied der jüngst gegründeten Arbeitsgruppe "KI" der Darmstädter Gymnasien und Oberstufen
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Björn Harres, Lehrkraft für Ethik, Philosophie und Kunst am LGG
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Isabelle Wagner, Lehrkraft im Vorbereitungsdienst für Ethik, Philosophie und Deutsch am Studienseminar für Gymnasien Darmstadt
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Max Kupper, Student der Informatik an der TU Darmstadt und Auszubildender im Bereich Anwendungsentwicklung
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Anjol Schumacher und Aaron Andernach, Oberstufenschüler des LGG mit Belegung der Fächer Ethik und Informatik. Letzterer hatte sich mit der Moderation der Podiumsdiskussion einer besonderen Aufgabe gestellt.
Folgende Fragen und Problemfelder wurden angesprochen und erörtert:
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Gegenwärtiger und perspektivischer Einsatz von KI in Schulen und in Prüfungsformaten
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Optionen der Gestaltung eines sinnvollen Einsatzes von KI im schulischen Kontext
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Wege der Stärkung von Sicherheit im Umgang mit und der Vermittlung von KI
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Unterrichtliche Chancen und Risiken von KI
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Grad an Autonomie und Intelligenz von KI
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Divergenz zwischen KI und Mensch, beispielsweise hinsichtlich von Vernunft und Ethik
In der anschließenden offenen Diskussion ging es u.a. um folgende Fragestellungen: Was letztendlich ist der Mensch? Wie verändert sich der Mensch durch die Allgegenwärtigkeit von KI? Wie verändern sich Berufsbilder von KI? Wie behält der Mensch die Kontrolle über die rasanten Entwicklungen im Bereich der KI?
Am Ende des Abends erwies sich, dass der vorgegebene Zeitrahmen von zwei Stunden letztendlich gar nicht ausreichte, um allen Fragen gerecht zu werden, so dass der Wunsch nach einer Folgeveranstaltung zum komplexen Thema laut wurde.
In einem Punkt hinsichtlich des Spannungsverhältnisses von KI und Ethik bestand allerdings bereits jetzt Konsens: Dem Menschen obliegt die ethische Verpflichtung oder in den Worten der Teilnehmenden:
„Wir haben die Verantwortung!“
Christina Waltz / Fotos: Eikenloff